Ein Gastbeitrag von Leon Kirschgens & Jacqueline Plaster (everwave)

Der Begriff der Bioökonomie ist in den vergangenen Jahren immer prominenter geworden. Richtig angewendet, könnte sie nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch jeden Einzelnen von uns verändern. Das birgt enormes Potenzial – wie lässt es sich nutzen?

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Eigentlich sagt es schon der Name: eine Bioökonomie zielt darauf ab, unsere Wirtschaft biologisch auszurichten. Man spricht von einer Transformation unserer aktuellen auf Erdöl-, also fossilen Ressourcen basierten Wirtschaft hin zu einer auf nachhaltigen und auf biogenen Ressourcen aufbauenden Wirtschaft. Genau das grenzt es auch von einer dem Gedanken einer Kreislaufwirtschaft ab: die Bioökonomie ist also viel mehr als „nur“ eine Kreislaufwirtschaft So weit, so wirtschaftlich.

Doch neben den umweltrelevanten und wirtschaftlichen Aspekten geht es nicht weniger als um einen gesellschaftlichen Wandel. All unsere Interessen sollen durch den Aufbau einer Bioökonomie so gut wie möglich in Einklang gebracht werden. Ganze Branchen wie die Kunststoffindustrie werden sich neu ausrichten müssen. Das braucht Zeit – und die ist knapp. Deshalb stoppt die Bioökonomie auch nicht vor unserer Haustüre; ebenso unser Alltag ändert sich hin zu einer „natürlicheren“ Nutzung all unserer Ressourcen. Denn diese sind begrenzt – auch wenn uns westliche Gesellschaften vielerorts das Gegenteil vorlebt.  Was also braucht es neben Re- und Upcycling-Strategien, einer blühenden Wirtschaft und einem neu gedachten Job-Vektor? Da sind vor allem politische Veränderungen. Da ist eine noch besser vernetzte, globale Zusammenarbeit. Und da sind mehr Achtsamkeit und Empathie – für unsere Umwelt, aber auch für unsere Mitmenschen.

Ein kompletter Wandel auf allen Ebenen also – gar nicht so einfach. Die gute Nachricht: es arbeiten bereits viele Länder allein und gemeinsam an Strategien, wie dieser Wandel verwirklicht werden kann. Beispiele sind Plattformen, Projekte und Initiativen wie die „Bioeconomy international platform“, „the global Bioeconomy Summit“, „Global Bioeconomy Alliance“, „Bioeconomy Horizon 2020“ oder auch die „Sustainable Development Goals“.

Im Grunde umfasst diese Transformation zwei Parts: Biologisches Wissen mit neuen Technologien zu vereinen, um den Aufbau eines nachhaltigen Wirtschaftssystems voran zu treiben, und biogene Ressourcen als Rohstoffbasis für die Wirtschaft zu nutzen.

Mit der Wissenschaft zurück in den Einklang mit der Natur

Wissenschaftlerinnen forschen bereits an vielfältigen Prozessen und Lebewesen unserer Erde. Die Idee ist, das neu gewonnene Verständnis über biologische Vorgänge mit Innovationen und neuen Technologien zu verknüpfen. Der biobasierten Wirtschaft soll so ein Schub verliehen werden– auch durch die Erschaffung neuer Arbeitsplätze.

Wir müssen aber nicht nur von der Natur lernen wie sie funktioniert, wir können auch mit ihr arbeiten, zum Beispiel mit Mikroorganismen. Mikroorganismen können so modifiziert werden, dass sie für uns nutzbare Produkte produzieren, etwa den biologisch abbaubaren Kunststoff PHA im MIX-UP-Projekt. Oder man nutzt ihre Enzyme, um Kunststoffe abzubauen. Dieses biotechnologische Upcycling von Kunststoffen wie bei MIX-UP ist ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Bioökonomie.

Der zweite Part bezieht sich auf die Ausrichtung der Wirtschaft auf biogene Ressourcen mit Fokus auf nachwachsenden Rohstoffen. Solche erneuerbaren, biologischen Ressourcen von Land und Meer umfassen Nutzpflanzen, Wälder, Fische, Tiere und Mikroorganismen, aber auch biobasierte Rest- und Abfallstoffe. Sie können zur Erzeugung von Nahrungsmitteln, Materialien und Energie dienen. An dieser Stelle spielt der oben beschriebene Kreislaufgedanke wieder eine große Rolle und ist für die Transformation in eine Bioökonomie unabdingbar. Biogene Ressourcen können sogar noch mehr: Einmal erforscht, könnten sie zukünftig wieder für den Hausbau eingesetzt werden oder als Nahrungsergänzungsmittel dienen und das Gesundheitssystem entlasten.

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Unter Strich lässt sich also sagen, dass eine Bioökonomie nachhaltigen Wachstum, gesellschaftliches Wohlergehen und Umwelt- und Ressourcenschutz vereint. Es ist mehr als der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft. Es ist der Anfang eines neuen Zeitalters, in dem die Menschheit wieder lernt, im Einklang mit der Natur zu leben.

Ein Gastbeitrag von Leon Kirschgens & Jacqueline Plaster (everwave)

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About IBG-1 Biotechnologie

Biologen, Chemiker, Informatiker, Mathematiker, Physiker und Ingenieure am IBG-1 bilden ein interdisziplinäres Team mit einem gemeinsamen Ziel: Nutzung von Mikroorganismen zur Gewinnung unterschiedlichster Bioprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Forschung der Jülicher Biotechnologen zielt auf die Entwicklung neuer ressourcen-effizienter und nachhaltiger Bioprozesse. . Innerhalb des Bioeconomy Science Centers ist das IBG-1 ein zentraler Ansprechpartner für die Stofftransformation von nachwachsenden Rohstoffen hin zu hochwertigen chemischen Stoffen.

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