Privates Archivmaterial, das mehr als 60 Jahre alt ist, wurde dem Vorstandsarchiv übergeben. Ein seltenes Zeugnis eines 16-Jährigen, der seine Ausbildung in der damaligen Kernforschungsanlage (KFA) begann.
Im Jahr 2011 wurde das 50-jährige Jubiläum der Berufsausbildung des Forschungszentrums mit einer festlichen Veranstaltung gefeiert. Im Rahmen dieser Feier wurden besondere Zeitdokumente eines ehemaligen Auszubildenden präsentiert: Heinrich Schüßeler, der 1961 seine Lehre zum Starkstromelektriker an der damaligen Kernforschungsanlage begann. Sorgfältig führte er nicht nur sein Berichtsheft, sondern verfasste auch ein Tagebuch in Versform, das er mit zahlreichen Fotos (insgesamt 27) ergänzte. Diese wertvollen Dokumente wurden 2024 von seiner Tochter Heike Schüßeler dem Vorstandsarchiv als Schenkung übergeben.
Mit großer Freude präsentieren wir eine bedeutende Erweiterung unseres Vorstandsarchivs: die Ausbildungsdokumente von Heinrich Schüßeler aus dem Jahr 1961. Diese wertvollen Unterlagen bieten nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Ausbildung und berufliche Entwicklung, sondern auch in die historische Ausbildungspraxis der damaligen Zeit.
Heinrich Schüßeler begann seine Karriere mit 16 Jahre, vor über sechs Jahrzehnten. Er gehörte zu den ersten Auszubildenden der damaligen KFA.
Der Ausbildungsvertrag
Der Vertrag wurde von beiden Elternteilen am 30. März 1961 unterzeichnet.
Die Ausbildungsbeihilfe betrug damals monatlich:
– 79 DM brutto im 1. Lehrjahr
– 93 DM brutto im 2. Lehrjahr
– 110 DM brutto im 3. Lehrjahr
– 126 DM brutto im 4. Lehrjahr.
Das Berichtsheft
In den 1960er Jahren war das Berichtsheft ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Es diente als schriftliches Dokument, in dem Auszubildende ihre erlernten Kenntnisse, praktischen Tätigkeiten und Erfahrungen während ihrer Ausbildungszeit festhielten. Der Zweck war, den Ausbildungsfortschritt zu dokumentieren und die erworbenen Fähigkeiten nachzuvollziehen. Das Berichtsheft wurde regelmäßig vom Auszubildenden geführt und von den Ausbildern oder Lehrmeistern geprüft. Es war eine Art Nachweis über die aktive Teilnahme an der Ausbildung und diente der Kontrolle der Qualität und Vollständigkeit der Berufsausbildung.
Die Auszubildende mussten Normschrift lernen. Jede Beschriftung von technischen Zeichnungen sollte in Normschrift erfolgen. Dadurch trägt sie zur Eindeutigkeit und schnelleren Erfassung der Information bei.
Das Tagebuch: „Nur Ziegen meckern“
Dieses Dokument ist wirklich wertvoll. Es handelt sich um ein persönliches Tagebuch. Es ist nicht mehr das obligatorische offizielle Heft. Es ist der Wunsch, die Erinnerung an die erste Zeit der Ausbildung in Schrift und Bild festzuhalten. Es ist mit Humor und einem guten Gemütszustand geschrieben.
In diesem sehr gut dokumentierten Tagebuch spielen die Fotos eine große Rolle. Man sieht nicht nur Umkleideräume, Werkstätten oder aus den frühen 1960er Jahren sondern auch seine Mitschüler und sein Betreuer.
Frau Schüßeler über seinen Vater
„Mein Vater hat hier im Forschungszentrum seine Ausbildung absolviert. Danach hat er hier noch 4 Monate gearbeitet, bis er im Wintersemester 1964 in Jülich an der Ingenieursschule (heutige Fachhochschule) sein Studium im Bereich Elektrotechnik angefangen und abgeschlossen hat. Nach dem Abschluss hat er bei einer kleinen Firma in Stolberg angefangen und war bei dieser 40 Jahre beschäftigt.
Ein besonderes Ereignis für meinen Vater während seiner Ausbildung war, dass sie am 01. April 1961 hier vor Ort angefangen haben und dann mit Aufgaben betraut für 14 Tage nach Hause geschickt wurden, da die Werkstätten noch nicht fertig eingerichtet waren. Somit war das Forschungszentrum von Beginn an ein Vorreiter für mobiles Arbeiten/Homeoffice.
Ansonsten hat er erzählt, dass er die Ausbildung, als sehr gut und professionell in Erinnerung hatte. Er hatte immer das Gefühl gut ausgebildet worden zu sein. Vieles von dem gelernten konnte er bei seinem Studium anwenden und vertiefen, was ihm das Studium einfacher machte.“
Wir möchten der Familie Schußeler herzlich für das Vertrauen danken, das sie in dem Vorstandsarchiv setzt.
Wenn Sie wie die Familie Schüßeler im Besitz von Familiendokumenten sind, die für die Geschichte des Forschungszentrums von besonderem Interesse sind, nehmen Sie bitte Kontakt mit dem Vorstandsarchiv auf.
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