Wir sind mit den Jülich Blogs Ende 2015 gestartet. Anfangs drei haben wir mittlerweile sechs Blogs online. Sieben feste Autoren und einige Gastautoren haben bisher rund 100 Beiträge veröffentlicht. Sie berichten von Messungen in eisigen Höhen und Molekülen in atomaren Tiefen, sie erzählen von großen wissenschaftlichen Herausforderungen und wagen einen Blick in die Jülicher Vergangenheit. Von Kollegen aus dem Forschungszentrum und der wissenschaftlichen Community bekommen wir viel positives Feedback, was uns sehr freut.

Toll ist aber auch, dass das Portal über die „wissenschaftlichen Grenzen“ hinaus Beachtung findet und Frau Rother und ich es zum Beispiel heute auf dem Kommunikationskongress als „Best Case“-Projekt vorstellen dürfen. Grund genug auch hier im Blog eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Ziele der Jülich Blogs

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Ein übergeordnetes Ziel des Blogportals ist es, Vertrauen in die Jülicher Forschung aufzubauen. Ebenfalls wichtig sind uns aber auch typische Kommunikationsziele wie etwa spezielle Interaktionsgruppen anzusprechen oder Jülicher Themen im Netz zu besetzen. Auch haben wir die Erfahrung gemacht, dass einige Journalisten die aktuellen und ungefilterten Statusupdates im Blog schätzen. Letztlich ist schlicht der Bedarf an Mitarbeiterblogs in den vergangenen Jahren gestiegen. Dies liegt daran, dass immer mehr Mitarbeiter selbst bloggen möchten, aber auch daran, dass ein Blog in manchen Projekten von Zuwendungsgebern explizit eingefordert wird. Hier wollten wir unseren Mitarbeitern ein möglichst niederschwelliges Angebot machen, auf unseren Seiten aktiv zu werden.

Mitarbeiter bloggen frei

Dass das Ziel, Vertrauen in die Jülicher Forschung aufzubauen, nur dann erreicht werden kann, wenn unsere Mitarbeiter im Blogportal authentisch auftreten, ist naheliegend. Von Beginn an haben wir daher ein Vorgehen fokussiert, bei dem Mitarbeiter frei und ohne Redaktion durch die Unternehmenskommunikation bloggen. Praktisch sieht dies so aus, dass unsere Blogger einen Zugang zum System erhalten und ihre Beiträge selbst einstellen und veröffentlichen.

Die Idee, Jülicher Wissenschaftlern und Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, auf den Seiten des Forschungszentrums frei über ihre Arbeit zu berichten, ist nicht bei allen Abteilungen auf direkte Gegenliebe gestoßen. Kurz gesagt, es gab Bedenken. Diese Bedenken drehten sich um mögliche Inhalte, aber insbesondere um rechtliche Aspekte. Wer stellt sicher, dass die bloggenden Mitarbeiter rechtliche Vorgaben einhalten? Und wie sichern wir die Qualität der Texte?

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Bedingungen für die Freiheit

Wir von der Unternehmenskommunikation haben die Bedenken teilweise ebenfalls gesehen und uns daher ein Vorgehen überlegt, wie sich potenzielle Risiken möglichst minimieren lassen:

  • Bevor wir einem Blog zustimmen, treffen wir uns mit dem zukünftigen Blogger und unterhalten uns mit ihm. Wir sprechen dann auch über mögliche Inhalte und überlegen, ob diese einen eigenen Blog erlauben. Minimal sollte das Thema den Blog über sechs Monate tragen, besser sind zwölf Monate.
  • Wichtig ist uns, dass der jeweilige Vorgesetzte mit dem Blog seines Mitarbeiters einverstanden ist. Unter anderem bloggt dieser ja während der Arbeitszeit.
  • Ist entschieden, dass ein neuer Blog entsteht, erhält der Autor eine rechtliche Schulung. Diese betrifft insbesondere Aspekte des Urheber- und Persönlichkeitsrechts.
  • Zudem erhält der Autor die Social-Media-Guidelines des Forschungszentrums Jülich. Sie zeigen auf, was beim Thema Social Media im Allgemeinen zu beachten ist, geben jedoch auch speziell Hinweise für Mitarbeiter des Forschungszentrums.
  • Die Autoren bloggen zudem auf Widerruf. Das bedeutet, dass sie ihre Beiträge zwar selbst schreiben und veröffentlichen, wir von der Unternehmenskommunikation uns jedoch vorbehalten, die Beiträge nach Veröffentlichung zeitweise wieder zu depublizieren. Dies wäre etwa der Fall, wenn wir in einem Beitrag rechtlich problematische Äußerungen finden. Wir würden den Text dann aus dem Netz nehmen und uns mit dem Autor abstimmen, was geändert werden muss, damit er wieder online gehen kann.
  • Wir bieten zudem ein monatliches Social-Media-Jour Fix bzw. eine Blogsprechstunde an, in der Fragen geklärt oder Anregungen rund um das Blogportal diskutiert werden können.

Das gesamte Vorgehen wurde mit den notwendigen Abteilungen im Forschungszentrum abgestimmt und in den internen Regelungen implementiert. Möchte ein Mitarbeiter einen Blog starten, kann er diesen über einen offiziellen Vordruck bei der Unternehmenskommunikation beantragen. Der Vordruck dient gleichzeitig als Laufzettel für die aufgestellten Bedingungen.

Technik und Design

Technisch umgesetzt haben wir das Blogportal mit der Kölner Agentur Basta(!)Media. Die Seite basiert auf einer WordPress Multisites Installation, die das Bloggen in Deutsch und auf Englisch erlaubt. Die Installation hat den Vorteil, dass es eine zentrale Hauptseite gibt, die eine beliebige Anzahl von Blogs zusammenführt. Neue Blogs können relativ einfach zu dem bestehenden System hinzugefügt oder in ein separat angelegtes Archiv überführt werden. Das Blogportal liegt auf unserem Server, wird jedoch durch die Agentur technisch betreut und gewartet.

portrait_01-125x125Die Header und Profilbilder hat die Berliner Grafikerin Eva Künzel für uns gezeichnet. Farblich haben wir sie an unser CD angelehnt und auch das Logo auf jeder Blogseite zeigt direkt die Zusammengehörigkeit zum Forschungszentrum. Durch die Zeichnungen und auch die zentral angelegten Profilbilder ist jedoch ersichtlich, dass man sich nicht auf der regulären Unternehmenswebsite befindet, die eine ganz andere Art von Informationen bietet. Wir beauftragen für jeden Blog einen neuen Header und ein Profilbild des Bloggers. Das bedeutet auch, dass wir noch einmal Geld in die Hand nehmen und daher überzeugt sein müssen, dass der Blog für einige Zeit existieren wird.

Wo stehen wir?

Wir sind mit einer überschaubaren Anzahl an Blogs gestartet. Mittlerweile gibt es sechs Jülich Blogs zu unterschiedlichen Themen und mit unterschiedlichen Zielgruppen.

blogs-uebersicht

Hier gibt es eine Aufstellung der einzelnen Blogs und eine kurze Beschreibung ihrer Inhalte.

Wie kommen sie an?

Bisher haben wir so gut wie keine negativen Rückmeldungen erhalten. Weder bezüglich des Portals mit seinem für die Wissenschaft doch unüblichen Designs noch für Inhalte der einzelnen Blogs. Bei uns im Forschungszentrum, aber auch darüber hinaus, bekommen wir viel positives Feedback.

Die Interaktionen im Blogportal selbst lassen noch zu wünschen übrig. Feedback bekommen wir in erster Linie über Facebook-Likes oder Erwähnungen auf Twitter und Google+, inhaltliche Rückmeldungen in den Blogs sind eher selten. Wir haben jedoch die Erfahrungen gemacht, dass sich Leser via E-Mail bei den Autoren melden. Gerade ältere oder auch ehemalige Mitarbeiter schreiben unseren Autoren eine Mail, um ihnen zu einem Beitrag zu gratulieren. Wir freuen uns natürlich über diese Rückmeldungen, auch wenn es etwas schade ist, dass sie nicht öffentlich im Blog zu sehen sind.

Seit Januar haben die rund 100 Beiträge 14.500 Besuche und 36.500 Seitenansichten erzeugt (Tendenz steigend). Geht man davon aus, dass wir uns noch im Aufbau der Seite befinden und einige Blogs sehr spezielle Zielgruppen ansprechen, können wir mit diesen Zahlen zufrieden sein. Stolz sind wir etwas auf die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2:30 Minuten, die andeutet, dass unsere Inhalte tatsächlich gelesen werden. Zwei Drittel aller Besucher kommen übrigens über aktive Verlinkungen. Bei den Verweisen ist Facebook an erster Stelle, gefolgt von unserer Unternehmenswebsite und Twitter. Innerhalb der Sozialen Netzwerke kommen 78 Prozent der Besucher von Facebook, 19 Prozent von Twitter.

Wie geht es weiter?

Wir möchten die Jülich Blogs weiter ausbauen und haben bereits Pläne für konkrete Blogs. Über einen Mangel an bloggenden Mitarbeitern machen wir uns übrigens keine Sorgen. Hintergrund ist eine wissenschaftliche Untersuchung aus unserem Haus. Sie besagt, dass vier Prozent aller deutschen Wissenschaftler bloggen. Vier Prozent mag sich zunächst wenig anhören, doch bei rund 2000 Wissenschaftlern in Jülich hätten wir bald 80 Blogs. Vielleicht etwas zu viel des Guten, aber wenn wir mittelfristig bei 10 bis 15 kontinuierlich gepflegten Blogs ankommen, wären wir sehr zufrieden.

 

About Marcel Bülow

Marcel Bülow, a science journalist by training, became a part of Forschungszentrum Jülich in 2012. He took on the role of social media manager within the corporate communications department, where he serves as the editor of the "Jülich Blogs" and represents Forschungszentrum Jülich's voice across various social media platforms.

8 Responses to “Zehn Monate Jülich Blogs – eine Zwischenbilanz”

  1. Andreas Herten

    Spannend, die Einblicke! Mir gefällt das FZJ-Blogportal auch sehr gut. Weiter so!

    Antworten
  2. Thorsten Bastian

    Hallo zusammen,

    Gratulation auch von meiner Seite aus. Das basta!media Team und ich freuen uns riesig, als Agentur an einem so tollen Projekt mitgewirkt zu haben und bis heute noch mitzuwirken. Dürfen wir das Thema entsprechend auch für unser (kleines) Blog aufgreifen?

    Antworten

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