„Secondhand-Terminator“ – Dieser Begriff fiel seit meinem Praktikumsbeginn immer wieder in den wöchentlichen Team-Besprechungen. Ich konnte mir zunächst nichts darunter vorstellen. Was soll das sein? Ein Terminator, wie in dem Film mit Arnold Schwarzenegger? Oder ein Roboter? Und warum überhaupt secondhand? Bald schon bekam ich jedoch die Chance herauszufinden, was es damit auf sich hat. Denn für die nächste Ausgabe des Jülicher „effzett”-Magazins soll ich in der Rubrik „So gesehen“ einen kleinen Artikel über den Terminator schreiben.

Der Secondhand-Terminator thront über dem Forschungszentrum. Foto: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

An einem sonnigen Mittwoch machte ich mich also auf den Weg zur gemeinsamen Werkstatt des Peter-Grünberg-Instituts und des Jülich Centre for Neutron Science – hier sollte ich den Mann aus Stahl kennenlernen. Vor dem Treffen war ich etwas nervös, in diesem Bereich des 2,2 Quadratkilometer großen Forschungszentrums war ich noch nicht gewesen und ich wusste nicht genau, wer mich dort erwartete. Doch meine anfänglichen Sorgen waren schnell verflogen: Die roboterartige Figur strahlte mich in der Mittagssonne schon von weitem an (und verriet mir somit den Weg). Als ich ihr dann gegenüberstand, staunte ich nicht schlecht: Mit seinen 2 Metern und einem Kampfgewicht von rund 700 Kilogramm überragt mich der stählerne Koloss bei weitem. Er thronte neben dem Werkstatteingang wie ein überdimensionaler Türsteher, dem man lieber nicht zu nahekommen möchte. Denn trotz seines verschmitzten Lächelns, wirkt er durch eine Art Waffe, die er in seiner rechten Hand trägt, äußerst respekteinflößend.

Ein neuer, recycelter Kollege

Seine bedrohliche Anmutung scheint die Mitarbeiter der Werkstatt jedoch nicht zu stören – sie haben „ihren” Terminator als neuen Kollegen schon längst ins Herz geschlossen. Kein Wunder, denn schließlich haben sie viele Pausen und Feierabende in den Burschen gesteckt und ihn nach und nach zusammengeschraubt und verschweißt. Die außergewöhnliche Idee wurde mit der Zeit zu einem Herzensprojekt.

Und warum secondhand? Ganz einfach: die Erbauer des Terminators haben sich alter, nicht mehr brauchbarer, Teile und Apparaturen angenommen und sie recycelt. Sie sind nämlich für eine wirtschaftliche Wiederverwendung zu speziell. Doch entsorgen wollte man die Teile auch nicht. Schnell war also die Idee gekommen, aus den einstigen wichtigen Elementen etwas Neues zu schaffen. „Sollten die Teile in der Forschung doch wieder gebraucht werden, können sie einfach wieder aus dem Terminator heraus gebaut werden”, erläutert Jens Schnitzler, Leiter der Werkstatt, „dies haben wir bis jetzt aber erst einmal erlebt.” Darauf meldet sich ein anderer Mitarbeiter augenzwinkernd zu Wort: „Das soll aber nicht nochmal vorkommen, der arme Kerl!”.

Rote und blaue LEDs

Um den Terminator für den effzett-Artikel ins rechte Licht zu rücken, wurde er mit Hilfe eines Hubwagens Richtung Zentralbibliothek gekarrt. Und auch hier trifft er auf neugierige Blicke: Mitarbeiter, die auf dem Weg in die Mittagspause waren, blieben verwundert stehen und knipsten sogar selbst Fotos. Er macht eben auch eine gute Figur, mit der stählernen Frisur und seiner stattlichen Statur.

Neugierige Blicke richten sich auf den Terminator. Foto: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

Neben den bereits zusammengebauten Teilen, die den Rumpf, den Kopf, Beine und Arme bilden ist noch der Einbau von roten und blauen LEDs geplant. Die roten sollen, passend zu den Haaren, in den Augen installiert werden, die blauen im Körper. Auch an eine Nebelmaschine und eine Art Gegensprechanlage wurde schon gedacht. „So könnte man die eintretenden Mitarbeiter ein bisschen veralbern”, sagt Schnitzler lächelnd.

Nachdem der Terminator für den effzett-Artikel abgelichtet wurde, durfte er zu seiner Werkstatt im Gebäude 4.8 zurück. Hier steht er nun, neben dem Eingang 13 und grüßt seine Kollegen – tagein, tagaus.

 

About Sarah-Joana Pütz

Sarah-Joana Pütz studiert Online-Redakteur an der Technischen Hochschule Köln. Von April bis Juli 2017 absolviert die 23-Jährige ein Praxissemester im Forschungszentrum Jülich in der Unternehmenskommunikation (UK-E).

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