Sabrina Schwarz, Claudia Frick und Zoë Hester begleiteten am vergangenen Wochenende ein ganz besonderes Event auf dem Jülicher Campus: Jugend hackt – Mädchen vernetzen. Damit war das Programm Jugend hackt erstmals zu Gast im Forschungszentrum. Claudia Frick, die schon oft bei Jugend hackt als Mentorin dabei war, schlug das Forschungszentrum als neue Location vor und fand mit Sabrina Schwarz und dem Büro für Chancengleichheit eine Koordinatorin für das Projekt.
von Claudia Frick und Sabrina Schwarz
Was ist Jugend hackt und was Mädchen vernetzen?
Jugend hackt, das ist ein Hackathon für programmierbegeisterte Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die ein ganzes Wochenende gemeinsam Prototypen, Webseiten und Konzepte für ihre Vision einer besseren Gesellschaft entwickeln und umsetzen. Dabei werden sie nicht nur organisatorisch und pädagogisch unterstützt, sondern es stehen ihnen auch ehrenamtliche Mentor*innen bei technischen Fragen und Problemen aller Art zur Seite.
Mit Mädchen vernetzen diente nicht nur erstmals das Forschungszentrum als Location für ein solches Event, sondern es gab auch erstmals ein Event speziell für Mädchen. Es wurde ein Raum geschaffen, in dem sich Mädchen frei entfalten, vernetzen und austauschen, in dem sie gemeinsam ihre Fähigkeiten austesten und erweitern und mit Code die Welt ein bisschen verbessern konnten.
Jugend hackt ist ein Programm der Open Knowledge Foundation Deutschland und mediale Pfade und wird in Köln von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW ausgerichtet.
Und los geht’s
Normalerweise herrscht im Foyer und im Hörsaal der Zentralbibliothek eine angenehme Ruhe. Alles ist ordentlich, aufgeräumt, gut sortiert und nichts könnte von guter Fachliteratur oder einem wissenschaftlichen Vortrag ablenken. Bis letzten Freitag. Viele Frauenhände, bewaffnet mit leuchtend buntem Tape, Plakaten in Form von Alpakas und Postern in Form von Robotern, verwandelten das Foyer in kürzester Zeit in eine Technik-Spielwiese mit Lötstation, 3D Drucker und allem was ein Makerspace sonst noch so braucht. Als um 17 Uhr die 17 Teilnehmerinnen des Wochenendes eintrafen war das Foyer bereits kaum wiederzuerkennen. Alles war bunt und bereit für den Hackathon.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Organisatorinnen und einer ersten Runde durch den Makerspace ging es ans Brainstorming. Hier durften sich die Mädchen ganz frei ausdenken, was sie an diesem Wochenende machen wollten. Bei der Themenfindung ihrer Projekte ging es den Teilnehmerinnen dabei besonders darum, ganz im Stil von Hacker*innen, Probleme zu beseitigen, Lösungen zu erdenken oder kurz gesagt, die Welt ein bisschen zu verbessern. Gesellschaftliche Herausforderungen wie beispielsweise der Klimawandel und was jede*r von uns dagegen tun kann, wurden diskutiert und für uns Mentorinnen oftmals unerwartete und kreative Projektideen abgeleitet. Noch am späten Freitagabend wurde bereits gezeichnet, gebaut, gelötet und natürlich gecodet.
Straffer Zeitplan mit viel Spaß
Der Samstag beginnt früh, denn es ist viel zu tun. Der Zeitplan ist so vollgestopft, dass wir Mentorinnen und Organisatorinnen uns fragen, wie da noch Zeit zum Coden bleiben soll. Aber auch wir werden an diesem Wochenende lernen, dass immer mehr geht als wir Erwachsenen denken. Nach der finalen Teamfindung wird Software gesucht, getestet, ausgewählt, gelernt, angewendet. Es wird gelacht, gelötet, gedruckt und gesägt.
Teilnehmerin: „Darf ich die Säge benutzen?“
Mentorin: „Hau rein! Aber leg ein Brett drunter!“
Die Mädchen dürfen alles ausprobieren und selber machen und wenn man erstmal weiß, was die Technik kann, kommen die Ideen von ganz alleine oder das Schicksal meldet sich. Das Kopfhörerkabel einer Teilnehmerin ist kaputt gegangen? Kein Problem, mit etwas Schrumpfschlauch ist das schnell repariert. Die Reisetasche einer Mentorin ist gerissen? Kein Problem, wir haben eine Nähmaschine da. Die Kopfhörer verknoten sich in der Tasche immer so? Kein Problem, der 3D-Drucker produziert eine Halterung. Am Ende des Tages leuchten die Teilnehmerinnen und Tische von selbst gelöteten Kleinigkeiten.
Zwischendrin gibt es Lightning Talks, einer zu Github und einer zu Offenen Daten, und das JSC öffnet sogar am Wochenende seine Türen für uns und gibt uns Einblicke in die Welt der Supercomputer und Netzwerktopologie. Was ein fat tree ist, haben wir, die es noch nicht wussten, nun auch gelernt. Der Abend schließt mit einem Einblick in die Hacker*innen-Ethik in Form des Spiels 1, 2 oder 3. Wobei das Spiel hier natürlich 0, 1 oder 2 hieß. Die Programmierer*innen werden diese Änderung verstehen.
Teilnehmerin: “Oh nein, ist es schon so spät? Dann müssen wir aber gleich in der Jugendherberge weitercoden!”
Das Ende naht
Am Sonntag geht es wieder früh los, immerhin will das Sturmtief Sabine den Tag und somit die Zeit zum Coden ohnehin schon verkürzen. Mancher Teilnehmerin ist 10 Uhr an einem Sonntag aber nicht früh genug.
Teilnehmerin: “Sabrina, dürfen wir morgen schon um 09:00 Uhr hier sein damit wir mehr Zeit zum Coden haben?”
Aber auch mit der wenigen Zeit schaffen es die Mädchen ihre Projekte in einen mehr als nur präsentationswürdigen Zustand zu bringen. Als gegen Mittag die Abschlusspräsentation läuft, sitzen wir im Publikum und bewundern die Ideen und Ergebnisse der Projekte. Unglaublich, was die Mädchen in der kurzen Zeit geschafft haben und wie sie ihre Projekte präsentieren.
Die Gruppe rund um den Müllroboter Luka, fand es nicht schön, dass nach dem Wochenende so viel Müll in der Zentralbibliothek bleibt und hat deshalb fix etwas erfunden. Erst die Idee, dann eine Zeichnung, dann ein Schaltplan, dann alles zusammenbauen, sägen, löten, programmieren. Am Ende fährt Luka, stoppt selbstständig, greift nach Müll und legt ihn in einen Müllbehälter.
Bei Politics isn’t magic haben die Mädchen nicht ein, sondern gleich drei Virtual-Reality-Spiele entworfen und programmiert. Wahlprogramme lesen möchte niemand und der Wahl-o-mat ist so langweilig, also muss man sich nun als Spieler*in durch aufregende Abenteuer und Welten kämpfen und mit jeder Antwort auf eine Frage, landet man in einer anderen Welt.
Teilnehmerin: “In meiner Storyline geht es darum, dass die Demokratie entscheidet, in welcher Welt die Spielerin landet”
Es wurden als erstes mal drei Storylines entwickelt, weil Menschen nun mal unterschiedlich sind. Deshalb gibt es eine Storyline für jene, die Animes lieben, eine für Fans von Robotern und eine Welt voller Natur und Tieren. Am Ende der Spieledemonstration steht eine Frage, die nicht im Wahl-o-mat zu finden ist, den Mädchen aber wichtig war: Sollten Mädchen im Coding mehr gefördert werden? Im befragten Publikum gehen die Hände nach oben und die Mehrheit hat entschieden: Ja, das soll so sein!
Was bleibt?
Dann ist es vorbei. Viel zu schnell. Die Teilnehmerinnen verabschieden sich, der Makerspace wird abgebaut, das bunte Tape entfernt. Die Organisatorinnen sind müde, die Mentorinnen geschafft, aber alle strahlen, weil es ein wirklich tolles Wochenende war, das Lust auf mehr und Mut für mehr Mädchen und Frauen im Coding gemacht hat. Sollte sich irgendwo im Foyer oder im Hörsaal der Zentralbibliothek doch noch ein Alpaka versteckt haben, so nehmen Sie es mit und freuen Sie sich auf die kommende Generation von Hackerinnen.
Mentorin: “Sehen wir uns bei Jugend hackt in Köln?” Teilnehmerin: “Aber klar!”
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