Das Forschungszentrum Jülich hat eine eigene Feuerwehr. Die rund 100 Kolleginnen und Kollegen der haupt- und nebenberuflichen Werkfeuerwehr übernehmen in erster Linie die Aufgaben, wie man sie auch von kommunalen Feuerwehren kennt. Neben der Brandbekämpfung sind sie zum Beispiel auch für die betriebliche Erste Hilfe zuständig.
Die Aufgaben der Werkfeuerwehr
Die Werkfeuerwehr fährt durchschnittlich einen Einsatz pro Tag. Neben dem Einsatzdienst übernehmen die Feuerwehrfrauen und -männer aber auch viele unterschiedliche Dienstleistungen in den Werkstätten der Werkfeuerwehr. Zum Beispiel warten sie in der Atemschutzwerkstatt im Jahr rund 10.000 Atemschutzmasken, Lungenautomaten, Pressluftatmer und Schutzanzüge.
Auch prüfen sie rund 3.500 Gasmessgeräte und bilden 1.500 Mitarbeiter als Atemschutzgeräteträger aus. Außerdem liegt die Instandhaltung der etwa 7.000 Feuerlöscher auf dem Campus des Forschungszentrums in ihrem Verantwortungsbereich. Eine Besonderheit der Werkfeuerwehr im Forschungszentrum ist, dass sie tiefgehend für Einsätze in den nuklearen oder radioaktiven Bereichen ausgebildet ist. Zudem darf in Jülich die klassische 18-monatige Grundausbildung zum hauptberuflichen Feuerwehrmann durchgeführt werden.
Die Ausbildung mit der Bezeichnung „Anwärter mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst für die Ausbildung zum hauptberuflichen Werkfeuerwehrmann“ erfolgt im Forschungszentrum nach Bedarf. Für das Ausbildungsjahr 2020 wurden 12 Ausbildungsstellen ausgeschrieben, auf die über 100 Bewerbungen eingingen.
Um die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten für den Dienst in Jülich zu identifizieren, ist es üblich, im Rahmen des Bewerbungsverfahrens einen Einstellungstest durchzuführen.
In diesem Jahr fand der Einstellungstest Anfang Februar statt. Mit dabei war auch Carina Spiegelmacher. Die Teamleiterin für den Inneren Dienst der Jülicher Werkfeuerwehr ist u. a. für die Aus- und Fortbildung zuständig. Für die Jülich Blogs berichtet sie über den aufregenden Tag und gibt Einblicke, was die Anwärter während der Ausbildung, aber auch im nachfolgenden Berufsalltag erwartet.
Der Einstellungstest
von Carina Spiegelmacher
Ankommen…
Der Tag startet um 8 Uhr in der Zentralbibliothek des Forschungszentrums. Im Hörsaal, wo leises Gemurmel herrscht, suchen sich die Bewerberinnen und Bewerber einen Platz. Man kann die Anspannung förmlich spüren. Es geht los.
Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung durch Ägidius Köhnen, dem Leiter der Werkfeuerwehr des Forschungszentrums Jülich, startet der Tag mit einer schriftlichen Prüfung, welche mit einem Diktat beginnt. Es herrscht kurze Aufregung, weil an der einen oder anderen Stelle ein Stift seinen „Geist“ aufgegeben hat. Aber die Kolleginnen und Kollegen von der Feuerwehr sind selbst für diesen Fall bestens vorbereitet und helfen schnell mit einem neuen Kugelschreiber aus. Es folgt ein Test im „Antwort-Wahlverfahren“ zu Orthografie, Mathematik und Allgemeinwissen. Die Nutzung von Taschenrechnern oder Handys ist selbstverständlich nicht erlaubt. Während des Tests ist es mucksmäuschenstill. Alle sind hoch konzentriert, um den Traum Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann zu sein, wahr werden zu lassen.
Im Anschluss an den schriftlichen Test erklärt Herr Köhnen den Bewerberinnen und Bewerbern, was auf Feuerwehrmänner und -frauen in der Ausbildung zukommt. Auch gibt er einen Hinweis an alle „Bartträger“. Bei einer Einstellung müssen sie sich von ihrem Bart trennen. Hintergrund ist ein Verbot für Berufsfeuerwehrleute, da sie im Einsatz Atemschutzgeräten tragen müssen. Auch Körperschmuck ist im Dienst abzulegen.
Als nächstes schließt sich ein Sporttest an, der auf der Feuerwache des Campus stattfindet. Die Bewerberinnen und Bewerber müssen hier ihre Fähigkeiten zu Reaktion, Koordination und Ausdauer unter Beweis stellen. Sie müssen unter anderem eine bestimmte Strecke in vorgegebener Zeit absolvieren. Es ist schön zu sehen, wie sich die jungen Leute bei den Übungen, trotz der Konkurrenzsituation, gegenseitig anspornen. Einige von ihnen kennen sich durch die örtlichen freiwilligen Feuerwehren. Manche haben sich auch erst heute hier im Forschungszentrum kennengelernt.
Das „Leiter steigen“ auf der Drehleiter bzw. der im Forschungszentrum beheimateten „Teleskopmastbühne“ (hierbei handelt es sich um ein Hubrettungsfahrzeug mit einem abknickbaren Leiterpark und einer Rettungshöhe von 32 Metern) entfällt heute aufgrund von starkem Wind. Ein weiterer Grund ist aber auch, dass die örtliche Drehleiter der Feuerwehr in Jülich nicht einsatzbereit ist und die „Teleskopmastbühne“ der Feuerwehr des Forschungszentrums Jülich auch für Notfälle außerhalb des Geländes bereitstehen muss. Die Übung „Leiter steigen“ muss daher von den Bewerberinnen und Bewerbern, die im zweiten Schritt zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, dann noch nachgeholt werden, da das Erfüllen dieser Aufgabe ein Ausschlusskriterium darstellt: Jede Feuerwehrfrau und jeder Feuerwehrmann muss uneingeschränkt höhentauglich sein.
Geschafft…
Am frühen Nachmittag haben alle Bewerberinnen und Bewerber die Übungen absolviert. Es geht nun an die Auswertung, die von Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr vorgenommen wird. Für die Bewerberinnen und Bewerber endet das Verfahren an dieser Stelle vorerst. Die besten 23 werden zeitnah zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Das Bild vieler erschöpfter Gesichter, voller Hoffnung zu den Ausgewählten zu gehören, um im Sommer die Ausbildung zu beginnen, ist vielfach zu sehen.
Ein toller Tag mit vielen jungen Leuten, die motiviert sind, den Beruf der Feuerwehrfrau / des Feuerwehrmanns zu ergreifen.
Organisation des Einstellungstests und das Team dahinter
Das Team
Um den Tag des Einstellungstests zu organisieren ist ein großer planerischer Aufwand notwendig. Verantwortlich für die Organisation des Einstellungstests von Seiten der Werkfeuerwehr sind 33 Feuerwehrmänner und eine Feuerwehrfrau. Das Team kümmerte sich beispielsweise um die Registrierung, die Durchführung, Korrektur und Auswertung des schriftlichen Teils oder den Sporttest. Die diensthabende Wachschicht unterstützte ebenfalls, ist im Alarmfall aber abkömmlich.
An dem Einstellungsverfahren sind auch der Betriebsrat und die Personalabteilung beteiligt.
Ein paar Worte zur Ausbildung selbst…
Die Zugangsvoraussetzungen und Inhalte der Ausbildung zum hauptberuflichen Werkfeuerwehrmann umfassen die folgenden Punkte:
Voraussetzungen
- abgeschlossene Berufsausbildung
- Führerschein der Klasse CE oder die Bereitschaft, während der Ausbildung diesen auf eigene Kosten zu erwerben
- Uneingeschränkte Feuerwehr-, Atemschutz-, Strahlen- und Höhentauglichkeit
- Solides Fachwissen, Teamfähigkeit, Bereitschaft zu Aus- und Fortbildung
- Nicht älter als 38 Jahre gemäß Laufbahnverordnung NRW
Neben den oben genannten Voraussetzungen, sind weiterhin körperliche Fitness, Stressresonanz, Souveränität und Entschlossenheit z. B. im Einsatz schnell zu handeln wichtige Grundvoraussetzungen für die Ergreifung des Berufs des Feuerwehrmanns bzw. der Feuerwehrfrau.
Inhalte der feuerwehrtechnischen Grundausbildung
Die feuerwehrtechnische Ausbildung gliedert sich in:
- eine feuerwehrtechnische Ausbildung mit den Schwerpunkten
- Technik, Geräte- und Fahrzeugkunde
- Feuerwehrtaktik
- Biologie, Chemie, Physik
- Atemschutz
- Praxisbezug auf der Feuerwache des Campus
- eine rettungsdienstliche Ausbildung
- Einführung in die qualifizierte betriebliche Erste Hilfe
- Ausbildung zum Rettungssanitäter
- Theorieblock
- Praktikum auf einer Rettungswache
- Praktikum in einem Krankenhaus
- Praktikum auf der Feuerwache
- Die Auszubildenden üben Feuerwehrtätigkeiten, insbesondere im Einsatz, unter Aufsicht aus
- den Erwerb
- der Fahrerlaubnis der Klasse CE
- das Deutsche Sportabzeichen in Silber
- das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
Worauf kommt es in der Ausbildung an
Wie in vielen anderen Ausbildungsberufen auch, kommt es nicht nur auf die technischen Ausbildungsschwerpunkte an, sondern auch auf:
• soziale Kompetenz
• körperliche Fitness
• Teamarbeit
• Vertrauen in Technik und Kollegen zu erlernen
• Menschen zu helfen
Start der Ausbildung…
Die Ausbildung startet am 1. Juli 2020. 12 junge Frauen und Männer werden dann mit der feuerwehrtechnischen Ausbildung beginnen.
Der Bedarf an Nachwuchs ist sehr hoch. Für das Jahr 2021 sind nach derzeitigem Stand weitere Neueinstellungen geplant. Es wird wahrscheinlich im Jahresverlauf wieder ein neues Bewerbungsverfahren geben.
Wir wünschen den neuen Anwärtern an dieser Stelle alles Gute und viel Erfolg für die Ausbildung!
Oder wie es bei der Feuerwehr heißt:
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