Dies ist der zweite Teil des Artikels „Der Vorposten des Gehirns“. Den ersten Teil finden Sie hier.

DIE SPRACHE DER ZELLEN

Noch komplexer wird der Ausflug in die Welt des Sehens, wenn Müller auf Botenstoffe und Ionenkanäle zu sprechen kommt, die molekulare Grundlage der Sprache der Nervenzellen. Hier sieht er enormen Forschungsbedarf. „Unser Team hat beispielsweise gezeigt, dass jeder Bipolarzelltyp ein spezifisches Repertoire von Ionenkanälen hat.“ Ionenkanäle sind Bausteine in der Zellmembran. Durch sie gelangen elektrisch geladene Teilchen – Ionen – in die Zelle und aus ihr heraus. Da sich die Kanäle öffnen und schließen können, steuern sie wie ein Schalter, ob ein elektrisches Signal in Form von Ionen in der Zelle ankommt.
„Jeder Zelltyp hat sein ganz spezielles Inventar von Kanälen, und das prägt das jeweilige typische Antwortverhalten der Zellen“, führt Müller aus. Seine Arbeitsgruppe konnte beispielsweise in Stäbchen einen Ionenkanal nachweisen, den die Forscher salopp „Notbremse“ nennen. Er schaltet das Signal der Stäbchen bei viel Licht ab.

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Was wir sehen, entsteht im Kopf. Aber es ist nicht alleine das Gehirn, das die visuelle Information auswertet. Bereits im Auge wird die Information vorab gefiltert und verarbeitet. Dafür zuständig ist die Netzhaut – ein verschlungenes Netzwerk aus Nervenfasern und -zellen, die sich ständig austauschen. Jülicher Forscher wollen dieses komplizierte Geflecht und das Geflüster in seinem Innern entschlüsseln. Dabei verfolgen sie auch ein ganz praktisches Ziel: Sehhilfen für Blinde zu verbessern.

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