Von Philipp Schaps
Wie können wir die Grundgedanken von Equity, Diversity und Inclusion auch in unserer Projektarbeit einbinden und mit Leben füllen? Wie können wir den erwünschten Wandel bzw. Change möglichst effizient erreichen? Wie können wir Aspekte von Shared Leadership berücksichtigen?
Das waren einige der Ausgangsfragen, die wir uns im Projektteam (UE, BFC und P) in der Vorbereitung des D&I Projekts am Forschungszentrum Jülich gestellt haben. Sie brachten uns sehr schnell zu der Überzeugung, dass wir neben den üblichen erforderlichen Funktionen des Projektmanagements eine zusätzliche Komponente brauchen, die es uns erlaubt, eine Vielfalt an Perspektiven zu nutzen, und die den Mitarbeitenden Stimme(n) verleiht.
„Damit sich alle am Forschungszentrum einbringen und zum Erfolg beitragen können, brauchen sie ein Umfeld, das ihnen das ermöglicht. Dabei geht es neben wissenschaftlichen Geräten und Einrichtungen auch um ein offenes Umfeld, das sie akzeptiert und unterstützt. Die Sounding-Gruppe des D&I-Projekts trägt dazu bei: Aus vielen Ecken des Forschungszentrums steuern Personen ihre Expertise bei – eine sehr motivierende Aufgabe!“
Jens Jäger (Helmholtz-Büro Brüssel, Sprecher der Sounding Gruppe)
Sounding Gruppen oder Sounding Partner (zu Deutsch etwa „Sondierungsgruppe“) sind nun keine Erfindung des D&I Projekts, aber für ein D&I Projekt – so unsere These – sind sie aus zwei Gründen besonders erfolgskritisch.
1. Vielfältige Sichtweisen
Das liegt zum einen an der weiten und querschnittartigen Natur des Themenbereichs: Wenn wir Vielfalt fördern und wertschätzen wollen, dann brauchen wir auch vielfältige Sichtweisen, Kompetenzen und Erfahrungen im Projekt. In unserer Sounding Gruppe haben wir daher versucht eine möglichst große Variabilität abzubilden: Von den 27 Mitarbeitenden der Gruppe arbeiten elf in einem Forschungsbereich, zehn in der Verwaltung oder technischer Infrastruktur und sechs in verschiedenen weiteren Bereichen inkl. Projektträger. Die Mitglieder decken u.a. unterschiedliche Nationalitäten, Altersgruppen, geschlechtliche Identitäten und Hierarchiestufen ab. Viele von ihnen sind auch außerhalb des Projekts in internen Netzwerken oder Gremien aktiv.
„Es war eine super Möglichkeit, Personen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Hintergründen kennenzulernen, die auch entsprechend unterschiedliche Gedanken zum Thema D&I mitgebracht haben. Durch meine Teilnahme in der SG habe ich ein viel besseres (aber bestimmt nicht vollständiges!) Gesamtbild von meinen Kollegen gewinnen können, und damit kommt auch mehr Verständnis, Respekt und Offenheit.“
Caitlin Morgan (Unternehmensentwicklung, Sprecherin der Sounding Gruppe)
2. Change Management
Zum anderen schloss die Idee einer Sounding Gruppe wunderbar an die Gedanken, die wir uns für das Change-Management im Rahmen des Projekts gemacht hatten, an. Und ein D&I Projekt initiiert Veränderungen und Wandel auf ganz verschiedenen Ebenen. So empfiehlt beispielsweise der Change-Theoretiker John Kotter eine Guiding Coalition zu schaffen und eine Volunteer Army zu formen, damit der Change erfolgreich und nachhaltig gelingen kann. Eine überzeugte Koalition und freiwilliges Engagement ermöglichen es der Organisation sich zu wandeln. Auch Everett Rogers Innovationskurve zeigt eindrücklich, dass es bei Change auch darum geht, die sog. Innovators und Early Adopters mitzunehmen – also Akteur:innen, die Veränderungen gegenüber offen sind und diese mitgestalten möchten. Die Sounding Gruppe erfüllt aus unserer Sicht diese wichtigen Funktionen für das Projekt, welches aber auch darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten zur Mitarbeitendenbeteiligung bietet.
Die Funktionen der Gruppe und ihrer Mitglieder haben wir auch in Absprache mit den jeweiligen Führungskräften aufgestellt und konkretisiert. Feedback zu geben sowie themenspezifische Expertise und Impulse einzubringen gehören ebenso zu den Aufgaben der Sounding Gruppe wie die Mitentwicklung und Testung von Projektprodukten und die Teilnahme an Diskussionen und Vernetzungsmöglichkeiten. Darüber hinaus sollen die Mitglieder der Gruppe als Multiplikator:innen und Botschafter:innen in ihren Teams und Bereichen aktiv sein.
In der Stabsstelle Büro für Chancengleichheit haben wir bereits sehr gute Erfahrungen mit der Gruppe der Familienbotschaftenden gemacht: eine Gruppe von engagierten Mitarbeitenden, die – ebenfalls in ganz vielfältigen Positionen und Lebensphasen befindlich – als Multiplikator:innen und Impulsgeber:innen zum Themenbereich Vereinbarkeit von Beruf und Sorgearbeit fungieren.
„Es ist und bleibt wichtig für viele LGBTTIQA+ in allen Bereichen unserer Gesellschaft, darunter auch wesentlich die beruflichen Bereiche, durch Wecken von Verständnis und Akzeptanz uns unseren Platz zu sichern. Wir wollen dabei nicht mehr Rechte als andere haben, sondern gleiche Rechte. Eine möglichst divers zusammengesetzte „Sounding Gruppe“ war und ist da eine wichtige Mitsprachemöglichkeit.“
Zoë Hester (Zentralbibliothek, Sprecherin der Sounding Gruppe)
Wir sind uns sicher, das Engagement lohnt sich, egal ob Sounding Gruppe oder Familienbotschafter:in: Wer sich einbringt, kann das Projekt und seine Ergebnisse unmittelbar und aktiv mitgestalten, sichtbar werden und sich vernetzen sowie gemeinsam lernen.
Im ersten Projektjahr gab es sowohl Arbeitsgruppen, Workshops und Kleingruppenformate, als auch offene Treffen – leider aufgrund der Pandemie alles im virtuellen Raum. Für eine respektvolles und konstruktives Arbeiten hat sich die Gruppe Regeln des Zusammenarbeitens gegeben, die u.a. auf ein zweisprachiges Miteinander setzen: Jede:r Teilnehmer:in spricht entweder Deutsch oder Englisch und achtet dabei auf eine leicht verständliche Ausdrucksweise, bei Bedarf wird durch die Moderation oder andere Teilnehmende übersetzt. Im Schriftverkehr werden beide Sprachen verwendet.
Der Dank gilt allen 27 Mitwirkenden der Gruppe und auch den Führungskräften, die dieses Wirken mittragen und honorieren.
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