Die in diesem Post beschriebenen Daten wurden im Rahmen des Diversity & Inclusion Projekts „Entwicklung und Implementierung einer D&I Strategie für das FZJ“ erhoben.
Nachdem das Diversity & Inclusion Projekt im August 2020 grünes Licht durch den Vorstand bekommen hatte, wurde im Januar 2021 in der ersten Sitzung des Lenkungsausschusses als erstes Ziel eine umfassende Sachstandserhebung festgelegt.
Um ein ausführliches Bild der aktuellen D&I Fähigkeiten des FZJ zu erhalten, wurden verschiedene Methoden gewählt. So wurde beispielsweise eine Mitarbeitendenumfrage durchgeführt, um quantitative Aussagen zu Erfahrungen und Sichtweisen zum Arbeitsumfeld Forschungszentrum erhalten. Ein weiterer Ansatz, auf den wir heute näher eingehen möchten, ist die qualitative Methode mittels halbstrukturierter Interviews. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf der Perspektive von Mitarbeitenden, die einer marginalisierten Gruppe angehören und ihre Erfahrungen zu In- und Exklusion am FZJ. Eine Frage, auf die wir uns durch diese Interviews Antworten erhofften war: „Wie erleben unterrepräsentierte und Minderheiten angehörende Mitarbeitende ihr Arbeitsleben am FZJ?“
Wie muss man sich das Vorgehen vorstellen? Wie erwähnt, sollten Angehörige von Minderheiten und ihre Erfahrungen im Fokus stehen. Doch wie findet man diese Mitarbeitenden? Cluster wie Geschlecht, Nationalität und Alter lassen sich relativ leicht bilden, doch weitere Diversitäts-Dimensionen wie Gesundheit, sexuelle Orientierung und Weltanschauung sind natürlich nirgendwo festgehalten, sodass keine zufällige Auswahl aus vorhandenen Daten vorgenommen werden konnte. Daher wurden Interviewpartner:innen durch verschiedene Techniken rekrutiert: in einer Informationsveranstaltung zum Projekt im Dezember 2020 bestand die Möglichkeit, seine Erfahrungen mit den Interviewer:innen zu teilen. Mehr Erfolg versprach ein zielgerichteter Schneeballansatz sowie Empfehlungen; daraus ergaben sich die meisten Interviews. Aus vorhandenen Listen (z.B. für internationale Gastforschende) konnte zudem eine zufällige Auswahl erfolgen.
Mehrheitlich waren wissenschaftliche Mitarbeitende vertreten (Promovierende bis Direktor:innen), zudem Mitarbeitende aus der Verwaltung, Azubis, technische Mitarbeitende und Mitarbeitende außerhalb Jülichs. Wichtig zu beachten war, dass Mitarbeitende durchaus mehrere Rollen im FZJ einnehmen und dadurch über unterschiedliche Erfahrungen sprechen konnten.
Aufgrund der Covid 19-Pandemie wurden die Interviews online durchgeführt; Interviewsprache war wahlweise deutsch oder englisch. Die Interviewpartner:innen konnten entscheiden, ob sie einer Aufnahme des Interviews oder dem Mitschreiben von Notizen als Datensicherungsmethode zustimmen. Alle Notizen und Transkripte wurden mithilfe der qualitativen Analysesoftware MAXQDA kodiert, wofür zwei Sozialwissenschaftlerinnen verantwortlich waren. Im Nachgang zu den Interviews bekamen alle interviewten Personen, die Möglichkeit, die Notizen und die Analyse zu überprüfen sowie die Korrektheit des gesammelten Materials und der Interpretationen der Forschenden sicherzustellen (Triangulation).
So hilfreich die erhaltenen Daten sind, muss beachtet werden, dass die beschrieben Methode Verzerrungen aufweist. Die erwähnten „Recruiting-Methoden“ (zielgerichtete Stichproben, Schneeballverfahren und Empfehlungen) könnte Personen begünstigt haben, die innerhalb des FZJ bereits aktiv sind oder auch interessante Geschichten zu erzählen haben, zu denen auch Geschichten von Integration und Erfolg gehören. Wenige Mitarbeitende meldeten sich freiwillig und wenn, dann geschah dies fast ausschließlich im Zusammenhang mit negativen Erlebnissen.
Dennoch lieferten alle Geschichten nützliche Beschreibungen von Best- und Worst-Case- Szenarien und ermöglichten es, die aktuellen Stärken und Schwächen des Forschungszentrums zu identifizieren.
No Comments
Be the first to start a conversation