Wenn ich an mein Praxissemester im Jülicher Forschungszentrum zurück denke, fallen mir unzählige Dinge ein. Ich sah zum ersten Mal ein menschliches Gehirn, durfte einen Roboter kennenlernen, erfuhr, dass es auf dem Campus Gebäude gibt, die auf Gelkissen gebaut sind und ließ meine Haare im Wind der Luftkühlung des Supercomputers fliegen. Hört sich cool an. War es auch.
Mein Praxissemester begann Ende April an einem sonnigen Montag. Ich war aufgeregt. Kurz vor Beginn schlichen sich beunruhigende Gedanken in meinen Kopf, die von akuten (finde ich das Büro der Online Redaktion?) über weiterreichende (werde ich die Erwartungen erfüllen können?) führten. Meine größte Sorge dabei: nicht in den wissenschaftlichen Kontext hineinfinden zu können. Denn: Sarah, 23, hatte immer nur mittelmäßige Noten im naturwissenschaftlichen Bereich (manchmal sogar ziemlich miese, wenn man ehrlich sein soll). Doch trotz dessen interessierte mich Physik, Chemie und Co. immer sehr. Aus diesem Grund hatte ich mich schließlich auch im Forschungszentrum beworben. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen. Doch dann fielen mir Dinge ein wie „Neutronenreflektometrie” und „memristive Speicherbauelemente”, die ich im Vorhinein auf der Webseite gelesen hatte. Doch meine anfänglichen Sorgen sollten sich schon bald in Wohlgefallen auflösen…
Aufregend und lehrreich
Ich holte meinen Ausweis ab und machte mich mit einem Lageplan auf den Weg zur Unternehmenskommunikation. Mit pochendem Herzen klopfte ich an die Tür der Online Redaktion. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass gleich alle Anspannung von mir abfiel. Jedoch entspannte sich die Lage zunehmend.
Birgit, die mein Praktikum betreute, freute sich, dass ich ab nun die Online Redaktion unterstützen würde. Ich bekam meinen eigenen Schreibtisch und fand mich erstmal in die Materie des Forschungszentrums ein. Nachdem ich während der ersten Tage bereits einen Blick in die Halle der Supercomputer werfen konnte, vergingen die Wochen immer schneller. Jeden Tag bekam ich die Chance ein bisschen mehr über das Forschungszentrum zu erfahren. In meinem dreimonatigen Praktikum versuchte ich so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen und zu lernen.
Ich lernte, z.B., die Hundestaffel kennen, die auch bei sengender Hitze voll bei der Sache ist, ließ mich von Kollegen der Neurowissenschaften als Studienteilnehmerin auf meine Reflexe testen, begleitete Fotografen über den Campus, bahnte mir mit Lesern des Magazins „Bild der Wissenschaft“ den Weg durch dichtes Gestrüpp in der Eifel und vieles andere mehr. Ein besonderes Ereignis war auch die Entlassfeier der Doktoranden. Mein Kollege Marcel aus der Online Redaktion bereitete mich auf die Veranstaltung vor. Ich durfte die Feier allein verantwortlich begleiten. Also twitterte ich über die aktuelle Lage, schoss Fotos, führte Interviews und genoss das Ambiente (und das wunderbare Essen). Die Organisation und das Zeitmanagement lagen in meiner Hand. Das war eine aufregende und lehrreiche Erfahrung für mich. Für das mir entgegengebrachte Vertrauen kann ich mich bei der externen Unternehmenskommunikation nur bedanken.
Praxisnahe Streifzüge
Doch die wichtigste Erfahrung meines Praxissemesters war wohl die praktische Umsetzung meiner im Studium erlernten Arbeitsweisen. Marcel und Birgit aus der Online Redaktion, aber auch die gesamte Unternehmenskommunikation, haben mir die Chance gegeben, selber Dinge einzubringen, an denen ich Spaß habe und die ich gerne einmal ausprobieren wollte. Die manchmal etwas trockenen Theorien aus den Seminaren konnte ich hier in der Praxis anwenden und so besser verstehen. Bei Streifzügen über den weitläufigen Campus konnte ich, z.B., Fotos machen und mein Wissen aus dem Seminar „Bildredaktion” anwenden.
Durchweg positive Erfahrung
Sowohl die Kollegen aus der Unternehmenskommunikation, als auch alle anderen Mitarbeiter, die mich durch die Zeit am Forschungszentrum begleitet haben, waren immer freundlich und hilfsbereit. Außerdem konnte ich alle noch so „dummen“ Fragen stellen, ohne eine „dumme“ Antwort zu bekommen.
So hat sich, z.B., ein netter Doktorand die Mühe gemacht und mir bei einem halbstündigen Telefonat erklärt, was es mit der „Quantenelektrodynamik” auf sich hat. Er steht hier beispielhaft für eine ganze Reihe Menschen, die sich für mich Zeit genommen und versucht haben mir die komplexen Themen zu erklären. Meine anfängliche Sorge, nicht in den wissenschaftlichen Kontext rein zu kommen, waren somit schnell verflogen. Für mein restliches Studium nehme ich die praktische Umsetzung der im Studium erlernten Inhalte mit. Doch was für mich persönlich noch viel wichtiger ist: Ich habe in Jülich gelernt, wie ein professionelle Zusammenarbeiten gelingt. Und Angeberwissen, wie z.B., über die „memristiven Speicherbauelemente“ habe ich auch angehäuft. Für mich war es eine durchweg positive Erfahrung ein kleiner Teil eines großen, wissenschaftlichen Ganzen zu sein.
Hört sich cool an. War es auch!
Vielen Dank für Deine lieben Worte und Deine Unterstützung in den vergangenen Wochen. Gerade in meiner Elternzeit warst Du uns wirklich eine große Hilfe. 🙂