Philipp Winterscheid macht im Forschungszentrum eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Im Oktober 2016 gewann er in seinem Bereich die „WorldSkills Germany“ in Berlin. Bei dem Berufswettbewerb treten alle zwei Jahre Auszubildende, Studierende und junge Fachkräfte in Begleitung ihrer Ausbilder und Lehrer zum deutschlandweiten Wettbewerb an. Durch seinen Sieg qualifizierte sich Winderscheid zunächst für die europäische Ausscheidungsrunde und schließlich für die „WorldSkills“-Weltmeisterschaft, die derzeit in Abu Dhabi stattfindet. Hier im Blog berichtet er, wie in Berlin alles begann.

Um neben dem regulären Ausbildungsbetrieb zum Elektroniker für Betriebstechnik etwas Wettkampfatmosphäre zu schnuppern, hatten sich mein Kollege Tim Becker und ich für „WorldSkills Germany“ in Berlin angemeldet. Während ich in Berlin im Bereich Anlagenelektronik teilnahm, stellte sich Tim in der Installationstechnik der Konkurrenz.

Fahrt nach Berlin

Die Fahrt nach Berlin startete sonntags morgens und 6 Uhr. Vor dem Hintergrund, dass ich am Vortag erst abends von einem Vorbereitungstraining in Kemnath in Bayern zurückgekommen war, war das doch recht früh.  Doch gegen 13:00 Uhr erreichten wir Berlin mit seinen riesigen Messehallen. Nun waren wir erst mal damit beschäftigt den richtigen Eingang zu finden, was gar nicht so einfach war. Doch schließlich fanden wir die Montagekabinen, in denen wir in den kommenden drei Tagen unser Können unter Beweis stellen sollten.

Blick auf die Messe Berlin Bild: Forschungszentrum Jülich / Ingo Wirtz

 

Die Vorbereitungen

Später wurde ausgelost, welcher Teilnehmer welche Montagekabine bekommen würde. Ich zog in Kabine Nummer 1 ein, wo ich auch gleich das Arbeitsmaterial vorfand, mit dem ich mich beschäftigen sollte. Die scheinbar unendlich vielen Kartons haben mir auf den ersten Blick einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Doch wir hatten Zeit unseren Arbeitsplatz einzurichten und alles auszupacken. Dabei stellte ich fest, dass auch Sachen dabei waren, die ich in dieser Art noch nie gesehen hatte. Ich machte Fotos und schrieb mir die Artikelnummer auf, um am Abend im Hotel nach ihnen zu recherchieren. Doch das Auspacken und Überlegen einer logischen Anordnung der Artikel zog sich bis in den Abend hinein. Was mich wunderte: Meine Kontrahenten hatten bereits Feierabend gemacht und alle Kartons unberührt auf deren Werkbänken liegen gelassen. Gegen 20.30 Uhr machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur U-Bahn und fuhren in unser Hotel. Dort abgekommen war ich nach diesem ersten langen Tag so erschöpft, dass ich mich nicht dazu überwinden konnte noch nach den Bauteilen im Internet zu recherchieren.

Tag 1 beginnt

Materialien, die es zu verarbeiten galt. Bild: Forschungszentrum Jülich / Ingo Wirtz

Der richtige erste Arbeitstag begann um 6 Uhr mit einem ausgiebigen, leckeren Frühstück. Gut gestärkt fuhren wir zur Berliner Messe, wo um 8 Uhr der Wettkampf begann. Mir gelang ein Start, mit dem ich und mein Ausbilder Wolfgang Stollenwerk zufrieden waren. Insgesamt hatten wir 3 x 6 und 1 x 2 Stunden Zeit, um die Aufgaben zu erledigen. An den Schalterwänden zu arbeiten hatte weniger mit gewöhnlicher Arbeit zu tun, sondern konnte eher als „Kraftsport“ beschrieben werden. Während der Mittagspause hatte ich die Möglichkeit auf die Arbeit meiner vier Kontrahenten zu schauen und realisierte, dass ich schon ziemlich weit gekommen war. Nach der Mittagspause sind mir durch Unwissenheit jedoch zwei blöde Fehler unterlaufen. Ich habe mich aber nicht ablenken lassen und erst mal an einer anderen Stelle weitergemacht. So ging Tag 1 zu Ende. Erschöpft bin ich gegen 18.00 Uhr ins Hotel gekommen.

Der Wettkampf geht weiter

Der darauffolgende Tag ist ähnlich abgelaufen. Ich kann sagen, dass es körperlich und auch nervlich anstrengend ist. Man darf sich von den Messebesuchern nicht ablenken lassen und muss einen festen Plan im Kopf haben. Am 2. Tag gelang mir das nicht mehr so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Vor allem weil einer der vier Kandidaten langsam in Schlagdistanz kam, wurde ich nervös. So sind mir zum Beispiel einmal die geordneten Aderendhülsen auf den Boden gefallen. Das hält einen total auf und ärgerte mich maßlos. Doch auch hier gilt: Nicht von den Aufgaben ablenken lassen und weiter arbeiten. Dies viel mir teilweise ziemlich schwer. Aufgeben gibt’s aber nicht!

Philipp Winterscheid beim Wettkampf WorldSkills Germany in Berlin. Bild: Forschungszentrum Jülich / Ingo Wirtz

 

Am letzten Tag wusste ich, dass es sehr knapp werden wird und so gab  ich noch mal Vollgas. Leitungen in die Schaltschränke ziehen und Verschraubungen machen. Und dann war ich auf einmal fertig, ein tolles Gefühl. Bei der Preisverleihung war ich dann wieder ziemlich nervös und fragte mich, wie ich gegenüber den anderen Teilnehmern abgeschnitten hatte. Zunächst wurden  die Preise in der Kategorie „Elektroinstallation“ verliehen. Mein Kollege Tim Becker machte einen tollen dritten Platz, mit dem er auch sehr zufrieden ist. Und dann kam der Bereich „Anlagenelektrik“. Direkt am Anfang wurde mein Name genannt. Ich dachte, ich hätte mich verhört – auch weil in den anderen Kategorien die letzten immer zuerst aufgerufen wurden. Doch hier war es anderes: Ich habe tatsächlich den ersten Platz gemacht. Ich freute mich riesig über diesen Erfolg und die damit verbundene Qualifikation für die „Euroskills“ in Göteborg.

 

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