Gastbeitrag von Sabine Prall, Pressereferentin JARA
Zehn Jahre oder 120 Monate oder 3653 Tage… Zeit kann in unendlich kleine Teile geteilt werden, doch was zählt wirklich? Natürlich wie man die Zeit nutzt! In den vergangenen 1462 Tagen meines Lebens weiß ich zum Beispiel ganz genau, was mich (beruflich) begleitet hat und was ich in diesen vier Jahren getan habe. Seit Oktober 2013 gehört JARA, die Jülich Aachen Research Alliance, zu meinem Berufsleben. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist dabei mein Metier. Über JARA gab es gerade am Anfang viel zu lernen. Kein Wunder bei einer so komplexen und zugleich spannenden Kooperation.
Eins und Eins macht Sechs
JARA ist eine Kooperation zwischen der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich, die am 06. August 2007 gegründet wurde, eben vor mehr als 10 Jahren oder 120 Monaten… und so weiter. Die Idee dahinter war und ist, dass man viele Dinge – Forschung zum Beispiel – besser machen kann, wenn man zusammenarbeitet. Die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich haben diese Idee aufgegriffen und überlegt, wo es sinnvoll ist „gemeinsame Sache zu machen“. Schnell wurde klar, dass es einige spannende Forschungsbereiche gibt, in denen die beiden Einrichtungen bereits zusammenarbeiten und schlichtweg topp sind. Die Exzellenzinitiative bot den Rahmen, die vorhandenen Aktivitäten weiterzuentwickeln und neue Themen gemeinsam in Angriff zu nehmen. Aus diesem Grund startete JARA mit gleich drei Forschungsbereichen, Sektionen genannt: JARA-BRAIN – Zur Erforschung des Gehirns und der hier verorteten Krankheiten, JARA-FIT – Erforschung der Informationstechnologien von morgen, JARA-SIM (jetzt JARA-HPC) – Höchstleistungsrechnen und Simulationswissenschaft.
Mittlerweile ist aus diesem Trio ein Sextett geworden. Neben den ersten drei Sektionen, gibt es nun noch die Bereiche JARA-ENERGY – Forschung für eine sichere, umweltverträgliche Energieversorgung, JARA-FAME – Das Schicksal von Materie und Antimaterie erforschen und JARA-SOFT – Erforschung weicher Materie. JARA ist damit breit aufgestellt und kann viele wichtige Themen erforschen. Und in den einzelnen Sektionen arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler natürlich auch zusammen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass mehr Wissen ausgetauscht werden kann, sondern es ist gemeinsam viel leichter, große Projekte anzustoßen und einzuwerben.
Auf die Themen kommt es an!
Immer im Blick sind dabei die wichtigen Themen der Gesellschaft, denn Hand auf’s Herz: Wer wünscht sich nicht Therapien gegen Alzheimer, Parkinson oder Depressionen oder einen saubereren Umgang mit unserer Umwelt und Energieressourcen? In meiner Zeit mit und bei JARA gab es jedoch schon einige Herausforderungen, die gerade mit den Forschungsthemen zu tun hatten. Zu verstehen was ReRAM-Speicherzellen oder Quantencomputer ausmacht, was Antimaterie ist oder wie PICO funktioniert, sind Themen, mit denen ich mich immer wieder ganz neu auseinandersetze. Die Mediziner machen es einem ein wenig leichter, wir alle besitzen ein Gehirn und kennen jemanden der an einer neurologischen oder psychologischen Erkrankung leidet. Da sind die Zusammenhänge manchmal leichter nachzuvollziehen. Doch eines haben alle Forschungsthemen gemeinsam: So komplex sie auch sind, so spannend sind sie auch!
„Zusammenarbeit ist ein Erfolg“
Um diese und viele weitere brennende Forschungsthemen bearbeiten zu können, bedarf es in der Umsetzung jedoch etwas mehr als nur der Idee, dass man „ja mal was zusammen machen“ könnte. Ein Zitat von Henry Ford finde ich dazu sehr passend: „Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg.“ Der Weg zu einer funktionierenden Kooperation ist nicht gradlinig, aber die beiden Partner RWTH Aachen und Forschungszentrum Jülich haben an der Idee „JARA“ festgehalten und alle Unwägbarkeiten erfolgreich gemeistert. Alle Mitglieder, Direktoren und Entscheider haben schlussendlich durch ihr Durchhaltevermögen und ihr Zusammenhalten zum Erfolg von JARA beigetragen. Und die Entwicklung soll nicht stillstehen, ganz im Gegenteil! Nach der Gründung der ersten vier JARA-Institute in den Bereichen Neurowissenschaften und Information im Jahr 2016, sind nun Pläne für das „Center for Simulation and Data Sciences“ in der Ausarbeitung. Genau das ist für mich ein großer Pluspunkt der JARA. Die Kooperation ist nicht unveränderlich, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sie mitgestalten und weiterentwickeln, sie können ihre Zeit in JARA für herausragende Forschung nutzen. Ich bin gespannt was JARA noch erreichen kann und freue mich den Weg weiter begleiten zu dürfen.
Drei Fragen an: Dr. Norbert Drewes
Herr Dr. Drewes, Sie begleiten JARA praktisch von Anfang an. Was war für Sie das spannende an diesem Projekt, welche Aspekte haben Sie am meisten interessiert/fasziniert?
Jülich und Aachen sind zwar nur rund 35 km voneinander entfernt, für mich waren es am Anfang dennoch teilweise zwei unterschiedliche Welten, obwohl wir schon in so vielen Bereichen punktuell zusammengearbeitet haben. Eine technische Hochschule tickt doch ganz anders, als ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft. Diese beiden Welten mit ihren jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen zu verstehen und daraus ein gemeinsames Ganzes – JARA- zu entwickeln war wahnsinnig spannend, manchmal ziemlich anstrengend, aber insgesamt unheimlich bereichernd.
In den vergangenen 10 Jahren hat sich JARA stark entwickelt, es wurden neue Sektionen und auch die ersten Institute gegründet. Genauso erfolgreich waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Einwerbung von Projekten. Gibt es ein Projekt, ob wissenschaftlich oder administrativ, dass Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Ich werde sicherlich nie mehr in meinem Leben die Vorbereitung des letztlich erfolgreichen Exzellenz-Antrags „RWTH 2020: Meeting Global Challenges“ vergessen. Manchmal gefühlt endlose Dienstage, wenn nach der Rektoratssitzung noch das Vorbereitungsteam der ExIni tagte, aber fast immer auch am späteren Abend noch mit großer Begeisterung und viel Tiefe am Antrag gearbeitet wurde. Große Workshops am Wochenende, in denen vielen aus der Hochschule und dem Forschungszentrum mit auf den Weg genommen wurden und kleinere Arbeitsgruppensitzungen, in denen wir gemeinsam, Wissenschaftler, Wissenschaftlerinnen, Kollegen und Kolleginnen aus der Administration an „Unserem“ JARA-Teil gefeilt haben. Wir haben uns im besten Sinne des Wortes gestritten und es ging auch mal hoch her, aber das gemeinsame Ziel haben wir im Blick behalten.
Ich konnte hier zum einen so viel lernen und zum anderen eine solche Begeisterung für die Wissenschaft spüren, dass ich heute noch davon zehren kann und weiß, was gemeinsam zu schaffen ist.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von JARA?
Ich wünsche mir vor allem, dass das Vertrauen zwischen RWTH und Forschungszentrum erhalten bleibt und weiter wächst. Für mich ist das gewachsene Vertrauen einer der größten Erfolge. Das wir uns, wenigstens meistens, nicht als Konkurrenten, sondern als Partner mit gemeinsamen Zielen betrachten.
Vor 10 Jahren haben wir wirklich noch zu jeder Kleinigkeit einen Vermerk oder Vertrag verfasst, bevor dann die eigentliche Aktivität starten konnte. Heute ist es zum Glück immer häufiger so, dass wir uns auf ein Ziel verständigen und uns sicher sind, dass wir gemeinsam auch eine formale Lösung finden. Das geht aber nur, wenn man sich gegenseitig vertraut. Dieses Vertrauen müssen wir uns unbedingt bewahren und weiter vertiefen. Dann wird JARA auch in den nächsten 10 Jahren weiter erfolgreich sein.
Bilder: Forschungszentrum Jülich / Ralf-Uwe Limbach
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