Dass wir unseren 2,2 Quadratkilometer großen Forschungscampus mit allerlei tierischen Gästen teilen, ist nichts Neues. Rehe in der Mittagspause, Füchse im Unterholz oder die jährliche Krötenwanderung gehören zum Forschungsalltag in Jülich. Außergewöhnlich zeigt sich dagegen unser neuester Mitbewohner. Zunächst hatten nur Nagespuren an Bäumen auf ihn hingedeutet, inzwischen wurde der Verursacher mehrfach gesichtet: Ein Biber hat sich unser Forschungszentrum als Lebensraum ausgesucht.

Schilder auf dem Campus machen auf den Biber aufmerksam. Foto: Forschungszentrum Jülich / Marcel Bülow

Biber Justin im Video

Trat das scheue Tier bisher eher durch sein nächtliches Werken in Erscheinung, hat es nun seinen großen Auftritt: Im Video zeigt sich „Justin“, wie ihn der Mitarbeiterkreis liebevoll nennt, bei seinen Holzarbeiten und dem Balancieren auf einem frisch gefällten Baumstamm. Dr. Rüdiger Reichel vom Institut für Bio- und Geowissenschaften hatte die Kamera nachts und am Wochenende in einem Waldstück am Löschteich aufgestellt und so die spektakulären Aufnahmen gemacht. „Da kam einfach der Forscherdrang durch“, sagt er. Auf die Lauer legen musste sich Reichel jedoch nicht. Die Selfie-Kamera hatte einen Infrarot-Bewegungsmelder mit Black-LED-Blitz, wodurch der Biber ungeniert posieren konnte.

Justin Biber in Aktion. Video: Dr. Rüdiger Reichel

 

Koexistenz ist alternativlos

Biber stehen unter Artenschutz. „Deshalb dürfen wir nichts machen, was den Biber vertreibt“, erklärt Hans-Werner Mertens, dessen Team Haustechnikdienste auch für den Umgang mit unerwünschten Tieren im Forschungszentrum zuständig ist. „Es gibt also keine Alternative, als sich bestmöglich miteinander zu arrangieren.“

Priorität: Gefährdung von Mitarbeitern vermeiden

Vor allem am Weg entlang der Nordseite des Sees zwischen Casino und Zentralbibliothek ist der Biber aktiv. Dort hat das Tier laut Mertens seit seiner Entdeckung etwa 100 kleinere und 20 größere Bäume zu Fall gebracht.

Zum Teil werden Bäume vor dem Biber geschützt. Foto: Forschungszentrum Jülich / Marcel Bülow

Deshalb kontrollieren Mitarbeiter des Technischen Bereiches regelmäßig die Bäume und führen Maßnahmen zum Schutz durch oder fällen gezielt Bäume. „Wegen der Verkehrssicherungspflicht müssen wir stark angenagte Bäume rechtzeitig fällen, bevor sie unkontrolliert auf einen Weg fallen. Oberstes Ziel ist hier, zu vermeiden, dass Personen zu Schaden kommen“, so Mertens.

Zusätzlich behält auch Moritz Weyland, Förster des Stetternicher Forsts, die Entwicklungen im Blick.

Ein Denkmal für den Biber

Sicher wünschen wir uns alle, dass möglichst wenig Bäume auf unserem Campus gefällt werden müssen. Doch böse sind die meisten Mitarbeiter dem Biber nicht. Im Gegenteil, viele haben den neuen Mitbewohner schon ins Herz geschlossen – und einer hat ihm sogar ein eigenes Denkmal errichtet.

Ein Denkmal für Justin Biber. Foto: Forschungszentrum Jülich / Marcel Bülow

 

Text: Marcel Bülow und Hanno Schiffer

 

About Marcel Bülow

Marcel Bülow, a science journalist by training, became a part of Forschungszentrum Jülich in 2012. He took on the role of social media manager within the corporate communications department, where he serves as the editor of the "Jülich Blogs" and represents Forschungszentrum Jülich's voice across various social media platforms.

7 Responses to “Gestatten: Justin, unser Biber”

  1. Stefan Bujok

    Ich glaube, die Anwesenheit des Bibers ist ein großes Missverständnis. Er hat vermutlich von einem „Castor-Zwischenlager“ in Jülich gehört und versucht nun seine Artgenossen zu befreien.

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    • Marcel Bülow

      Ja, schon möglich, dass Justin hier seine Artgenossen vermutet. Aber mal ehrlich, welcher Biber spricht heute denn noch Latein?

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  2. Heike

    Glückwunsch, das ist schon etwas Besonderes. So ein Biber lässt sich nicht überall nieder. Da stimmen bei euch die Bedingungen. Ich hoffe, Justin bringt euch Glück.
    P.S.: Muss man eigentlich den Kommentar von Stefan Bujok als außenstehender verstehen??? Oder ist das nur unpassender Humor.

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    • Marcel Bülow

      Vielen Dank, das ist wirklich nett. 🙂 Und der Kommentar oben zielt auf den lateinischen Artenname des Europäischen Bibers „Castor fiber“.

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  3. Steffen

    Hallo, die Biberstoffpuppe scheint nicht mehr da zu sein und der Biber gilt inzwischen als verstorben. Wissen Sie mehr über des Bibers Schicksal?

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