Das Büro für Chancengleichheit berät Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Fragen wie Elternzeit, Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Kerngeschäft ist die Chancengleichheit. Regelmäßig erstattet das BfC dem Vorstand einen Fortschrittsbericht, dessen Ergebnisse dem Aufsichtsrat zur Kenntnis gebracht werden. Dreimal jährlich erscheint der Vereinbarkeits-Newsletter.
1998 wurde im Aufsichtsrat vorgeschlagen, ein Büro für Chancengleichheit einzurichten.
1990 erklärte der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende, von den rund 1.000 Naturwissenschaftlern im Forschungszentrum seien nur 61 Frauen. Zehn Jahre später fragte eine promovierte Physikerin bei einer Besichtigung einer deutschen Großforschungseinrichtung nach Berufsmöglichkeiten für Frauen. Antwort: „Natürlich brauchen wir auch Frauen. Schreibkräfte werden immer gesucht.“ Damit ist über die Notwendigkeit, Büros für Chancengleichheit einzurichten, alles gesagt.
Das Forschungszentrum war in seiner Frühzeit ein Männerverein. Erst 1975, im „Internationalen Jahr der Frau“, in seiner Bedeutung gar nicht zu überschätzen, wurde in der Mitarbeiterzeitschrift „kfa intern“ ein erster kritischer Artikel über die Situation der Frauen im Forschungszentrum veröffentlicht. Es vergingen anderthalb Jahrzehnte bis zur Bildung einer „KFA-Frauengruppe“ im Jahre 1989. Zwei Jahre später fand die Informationsveranstaltung „Frauen in der KFA“ statt. Diese Veranstaltung kann als Markstein angesehen werden. Nun nahm die Sache Fahrt auf. 1999 erhielt Jülich als erste deutsche Forschungseinrichtung das Total E-Quality Prädikat.
Frau Dr. Sybille Krummacher, ohne deren Aktivitäten die Thematisierung der „Frauenfrage“ im Forschungszentrum nicht zu denken ist oder vermutlich erst zehn Jahre später eingesetzt hätte, spricht von einer „diffusen Gründungssituation“ der Frauenförderung im Zentrum.[1] Die Vorgeschichte reicht bis in die 1970er Jahre zurück.
Die „Frauengruppe“ des Zentrums, die Initiative „Frauen in der Wissenschaft“, der Betriebsausschuss „Frauenförderung und Gleichberechtigung“ bestanden bereits, als 1991 in Jülich die Initiative „Frauen in der Wissenschaft“ entstand. Letztere führte im Januar 1992 hier in Jülich eine Tagung durch: „Frauen in Naturwissenschaft und Technik – Immer noch Exotinnen?“. Aus den Impulsen dieser wichtigen Tagung entstand der HGF-Arbeitskreis „Frauen“. Dieser Arbeitskreis fand am 05.10.1995 im Wissenschaftszentrum Bonn-Bad Godesberg zusammen. Frau Krummacher wurde zur Vorsitzenden gewählt.
Frühes Programm für herausragende Wissenschaftlerinnen
Ab den 1990er Jahren war das Forschungszentrum in der Behandlung der Gender-Frage der gesellschaftlichen Entwicklung einen Modernisierungsschritt voraus. Dies zeigte sich am „Tenure-Track-Programm für herausragende Wissenschaftlerinnen“. Es wurde 1998 aus der Taufe gehoben, zwar von der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) als zu weitgehend kritisiert, aber international gelobt. Im Wissenschaftsmagazin nature erschien der Artikel “German centre risks women-only job ads.“[1]
Gibt es ein Leben nach der Promotion? Diese notorische Frage des wissenschaftlichen Nachwuchses stellte sich für Frauen noch drängender. Das Tenure-Track-Programm hatte den Zweck, Frauen die Habilitation und im Anschluss daran eine Festanstellung (“tenure“) zu ermöglichen. Dieses Programm wurde 1998 vom Aufsichtsrat beschlossen. Drei junge, qualifizierte Wissenschaftlerinnen pro Jahr sollten gezielt auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet werden. Zu den Geförderten zählte Frau Amunts.
Von 1985 bis 1990 gab es 207 Bewerbungen auf Institutsleiterstellen. Lediglich 2 Frauen hatten sich beworben, die aber nicht die verlangte Fachrichtung vertraten. Wenn es also für Berufungen in Frage kommende Wissenschaftlerinnen kaum gab, musste früher angesetzt werden, nämlich bei den Mädchen im Schülerinnen-Alter. Schlagen wir ein beliebiges Jahresarbeitsprogramm des Büros für Chancengleichheit auf. Zu den Vorhaben für 2003 zählten der „Mädchen-Technik-Tag“, der „Girls Day ‚Zwischen Reagenzglas und Kochtopf – meine Zukunft plane ich selbst‘“, der Werkstattkurs für Schülerinnen “girls only“.
In einer internen Ausarbeitung über eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen wurde das Fehlen von Netzwerken als einer der Gründe genannt. Networking war Männersache, und sie ist es häufig noch immer. Um die Funktionsweise des Männer-Networking zu analysieren, veranstaltete das BfC 2003 einen Workshop unter dem schönen Titel „Klüngeln als Erfolgsstrategie“.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Das Forschungszentrum besteht nicht nur aus Wissenschaft. Die Genderfrage musste in allen Bereichen gestellt werden. Die KFA-Frauengruppe wandte sich an alle Frauen im Forschungszentrum. Es bildeten sich Foren für Sekretärinnen sowie für die Wissenschaftlich-Technischen Mitarbeiterinnen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war eines der Themen; früh wurde über Teilzeit- und Tele-Arbeit diskutiert. Von besonderer Bedeutung war die Gründung der Eltern-Initiative „Kleine Füchse e. V.“ zur Betreuung der Kinder. Ziel des Vereins ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zudem sollen die Kinder spielerisch an Naturwissenschaft und Technik herangeführt werden. Das BfC veranstaltet regelmäßig einen „Tag der kleinen Forscher“.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf heißt nicht, dass allein Mütter zu Hause arbeiten oder in Elternteilzeit gehen können. Als 1998 erstmals ein Vater aus der erweiterten Führungsebene des Zentrums Elternteilzeit nahm, hatte er „ziemliches Erstaunen“ ausgelöst. Seine Entscheidung fand sogar Eingang in die BMBF-Broschüre „Mehr Frauen an die Spitze“.
Als die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Buhlmahn, 2000 das Forschungszentrum besuchte, ließ sie sich ausführlich über das Büro für Chancengleichheit und die Initiative „Kleine Füchse“ informieren.
Das Leitbild des Forschungszentrums enthält den Begriff Chancengleichheit. 2009 wurde in Zusammenarbeit von BfC und Zentralbibliothek (ZB) die Ausstellung „Frauen im Forschungszentrum“ erarbeitet. Sie war für den Tag der Neugier 2009 konzipiert und wurde von August bis Oktober gezeigt.
[1] Für die folgenden Einzelheiten habe ich Frau Krummacher zu danken.
[2] Als pdf beim Verf. abrufbar: b.a.rusinek@fz-juelich.de.
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