Das Zentrum hatte drei offizielle Namen getragen, bevor es 1990 mit „Forschungszentrum Jülich GmbH“ den vierten erhielt:
1. GFKF,
2. Kernforschungsanlage Jülich e. V. und
3. Kernforschungsanlage Jülich GmbH.
Die Zahl der Namenswechsel des Forschungszentrums wird von den Umbenennungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) weit in den Schatten gestellt. In den bislang neun Namen spiegelt sich, sehen wir vom „Fernmeldewesen“ ab (unten, Nr. 6), die bundesdeutsche Forschungspolitik wider:
1) Bundesministerium für Atomfragen (1955 – 1957)
2) Bundesministerium für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (1957- 1961)
3) Bundesministerium für Atomkernenergie (1961 – 1962)
4) Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung (1962 – 1969)
5) Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (1969 – 1972)
6) Bundesministerium für Forschung und Technologie und für das Fernmeldewesen (1972 – 1974)
7) Bundesministerium für Forschung und Technologie (1974 – 1994)
8) Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (1994 – 1998)
9) Bundesministerium für Bildung und Forschung (ab 1998)
„GFKF“ und „KFA“
In der Urkunde zur Grundsteinlegung des Reaktors MERLIN im Juni 1958 ist vom „Atomforschungszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen“ die Rede – „Gott gebe dem Werke Bestand!“ In frühen Unterlagen des Wissenschaftlichen Rates heißt das Zentrum „Gemeinsame Atomforschungsanlagen der Hochschulen des Landes NRW“. Anfänglich war man sich des Namens noch nicht sicher.
„Atomforschungszentrum“ war nicht der offizielle Name, ebenso wenig natürlich „Dat Atom“, wie die Einrichtung von der Bevölkerung genannt wurde. In einer Stasi-Akte der untergegangenen DDR finden wir als Fehlleistung eine Bezeichnung mit ideologisch-propagandistischer Stoßrichtung: „Atombombenzentrum Jülich“.
Der offizielle Name des Forschungszentrums lautete zunächst „Gesellschaft für kernphysikalische Forschung e. V.“ (GFKF). Dieser Verein war 1952 als Rechtsträger für den Bau des Synchrozyklotrons am Physikalischen Institut der Universität Bonn gebildet worden.
Nach dem Gründungsbeschluss des Landtags im Jahre 1956 erhielt die GFKF die neue Aufgabe, das heutige Forschungszentrum zu errichten. Im Verwaltungsrat der GFKF wurde 1960 jedoch festgehalten, dass „GFKF“ weder gut merkfähig noch öffentlichkeitswirksam sei. Vorgeschlagen wurde „Kernforschungsanlage Jülich des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. (KFA)“. Am 09. Februar 1961 erfolgte die offizielle Umbenennung.
„KFA“ war ein griffiger Name, nicht so sperrig wie DFVLR (heute DLR) oder GKSS.[1]
Aus der KFA e. V. wurde am 5. Dezember 1967 aufgrund der Bundesbeteiligung (fünfzig Prozent Bund, fünfzig Prozent Land) die KFA GmbH.
„Forschungszentrum Jülich“
Bereits im Dezember 1985 wurde über die Namensänderung der KFA diskutiert: Das „K“ gebe die Forschungsrealität nicht mehr wieder. Zunächst hatte es in den Gremien noch deutliche Zurückhaltung gegeben. Man betonte die gewachsene Identität des Labels „KFA“. Im April 1986 jedoch war eine Mehrheit für die Namensänderung gewonnen.
Zur Auswahl standen „Forschungsanlage“ und „Forschungszentrum“. Letzterer Vorschlag setzte sich durch, wenn auch kritisiert wurde, es handele sich bloß um einen „Allerweltsnamen“.
„Die Namensänderung werde zwar mit leiser Wehmut, aber doch auch mit aller Klarheit vorgeschlagen.“ Das KFA-Logo sollte zunächst beibehalten werden.
So war alles vorbereitet, aber im April 1986 ereignete sich die Tschernobyl-Katastrophe. Die Entscheidung für „Forschungszentrum“ wurde vertagt, „um die KFA nicht dem Verdacht des Opportunismus auszusetzen“. Die Diskussion wurde zwei Jahre später, April 1988, wieder aufgenommen. Im November 1989 stimmte der Wissenschaftlich-Technische Rat der Namensänderung mit 27 Ja- und sechzehn Nein-Stimmen bei sechs Enthaltungen zu. Im Aufsichtsrat gab es vier Enthaltungen.
Seit dem 1. Januar 1990 heißt die Anlage „Forschungszentrum Jülich“. Mit dem 31. Dezember 1989, einen Tag zuvor, wurde das Institut für Reaktorbauelemente aufgelöst. Man mag das symbolisch nennen.
[1] Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt, heute Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung.
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